Kinder und wir
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Kinder glücklich erziehen

erziehung

Was soll der Titel bedeuten?

Ich habe eben ca. 3 Minuten vor der Tastatur gesessen und mir überlegt, wie der Titel lauten soll. Eigentlich wollte ich eine Frage stellen: „Sind wir denn alle wahnsinnig?“. Diese Frage habe ich mir aber für diesen und die nächsten Artikel aufgehoben. Beginnen möchte ich aber mit einer Erkenntnis, die mich überhaupt erst veranlasst hat, über das Thema „Kinder glücklich erziehen“ nachzudenken und auch etwas zu schreiben.

Ich hatte Euch ja erzählt, dass ich aufgrund einer beruflichen Veränderung im letzten halben Jahr viel Zeit gewonnen habe. Und das meine ich genau so, was das Wort „gewinnen“ im tiefsten Sinne zu bedeuten hat. Es war ein absoluter Gewinn, das Hamsterrad verlassen zu dürfen.

Und was fängt man jetzt mit der Zeit an? Vor allem beobachtet man sehr viel und Kinder liegen hier gerne im Fokus der Beobachtungen. Ich möchte Euch die aus meiner Wahrnehmung heraus sehr spannenden und interessanten aber auch erschreckenden Erkenntnisse mitteilen, die ich in den letzten Wochen machen durfte.

Ich – viel zu Hause

Wenn man Zeit hat und vor allem von zu Hause arbeitet, dann kommt man zwangsläufig in der Modus, den Loriot in Papa ante Portas karikiert hat. Ich war ein bisschen wie Herr Lohse… Ich hoffe, nicht so schrullig, aber eben da und zu Hause. Also bekam ich all die Dinge mit, die man verpasst, wenn man morgens um 07.45 das Haus verlässt und Abends um 19.30 wiederkommt. Ärger in der Schule, nicht gemacht Hausaufgaben, Trouble im Fußballverein und wie der kleine Mann – meiner nämlich – sich so durch den Tag schlägt. Im erschreckenden Sinn ist es ein Wahnsinn, was da heute mit den Kids passiert.

So saß ich nun da so rum und habe meine Umwelt beobachtet. Ich habe fröhlich lachende Kids erwartet, die den ganzen Tag durch die Gegend flitzen und Blödsinn machen. Gefunden habe ich aber total überlastete und vor allem auch nach außen hin durchaus unglückliche Kinder. Und als ich das wahrnahm, wollte ich mal nachsehen, warum das so ist. Wir alle – mich eingeschlossen – haben nur ein Ziel: Kinder glücklich erziehen oder andersherum, Kinder durch gute Erziehung glücklich zu machen. So war es bei mir zumindest bis vor 6 Monaten. Wenn ich mir die Kinder um mich rum ansehe, dann scheint das aber nicht so zu sein.

Das Kind braucht Hilfefrage

Mein erster Gedanke war, dass mein Sohn meine Hilfe braucht. Als, wie Männer so sind, frohen Mutes die Ärmel hochkrempeln und dem Kind helfen, sein (!) Leben in den Griff zu bekommen. Sind wir doch die größten Buddies auf Erden. Warum ich derjenige bin, der eigentlich Hilfe braucht und warum ich – oder eher wir Eltern – den größten Teil des Problems in meinen Augen darstelle, das erzähle ich Euch jetzt.

Wo fängt das Problem an? Das Problem fängt bei der mangelnden freien Zeit der Kinder als auch der Eltern an. Nur mal so als Einstieg der Wochenplan meines Sohnes:

  • Montag
    • Schule von 07.55 – 16.05
    • DFB Fördertraining von 17.00 – 18.30
    • Ankunft zu Hause inkl. Duschen etc. 19.30
  • Dienstag
    • Schule von 07.55 – 16.05
    • Fußballtraining von 17.00 – 18.30
    • Ankunft zu Hause inkl. Duschen etc. 19.30
  •  Mittwoch
    • Schule von 07.55 – 16.05
  • Donnerstag
    • Schule von 07.55 – 16.05
    • Fußballtraining von 17.00 – 18.30
    • Ankunft zu Hause inkl. Duschen etc. 19.30
  • Freitag
    • Schule von 07.55 – 12.10
  • Samstag/Sonntag
    • mindestens 1, manchmal auf 2 Fußballspiele, die mindestens 1 bis 2 halbe Tage fressen

Und jetzt mal die Frage: Wann soll dieses Kind denn mal spielen. So spielen im eigentlichen Sinne? Spielen, das sich aus Nichts-Tun entwickelt. Was bei dieser Liste vollständig fehlt, sind Dinge wie „Lernen für Klassenarbeiten“, „Nachholen von Hausaufgaben, die nicht fertig geworden sind“ und Freunde, die a. weiter weg wohnen und b. auch einen solchen Kalender haben, der natürlich nicht zu dem meines Sohnes passt. Und dieser Liste ist bei weitem nicht abschließend.

ZeitdruckAlso eigentlich unmöglich, hier einfach nur Kind zu sein. Die Leistungsgesellschaft macht auch von außen ordentlich Druck, unsere Kinder sollen ja bitte schon mit 17 fertig für’s Studium sein und 4 Fremdsprachen fließend sprechen. Ich möchte jetzt keine Diskussion über die Freizeitbelastung von Fußballaktivitäten, Ganztagsschulen oder ähnlichem anzetteln, ich glaube nämlich, es geht auch mit einem solchen Terminplan. Aber man sollte ich dessen bewusst sein und ich war es nicht, solange ich es nur auf dem Papier sah und nicht merkte, welchen Druck die Kinder heute aushalten müssen. Rumhängen und „Federn in die Luft blasen“, das geht nicht!

Aber warum geht das eigentlich nicht? Ich sage es Euch. Weil wir Eltern neben der Tatsache an sich auch noch versuchen, den Terminplan unserer Kinder zu managen. Und da unser eigener schon voll genug ist, hetzten wir nur wie verrückt um die Kindern herum und treiben Sie an. Mach hier schneller, mach voran, Du kommst zu spät – den ganzen Tag lang. Und meiner Erkenntnis nach zu 50% weil wir selbst unter Druck stehen und auch unser Termin ins Wanken gerät, wenn das Kind nicht voranmacht. Denn auch wir müssen die Zeit ja zwingend auf die effizienteste Art und Weise nutzen. Während das Kind Fußball spielt z.B. Einkaufen, Sport machen, schnell noch die Steuererklärung fertig machen o.ä. Ihr merkt schon, worauf ich ein bisschen raus will, denn Nichts-Tun wird ja mit Faulheit gleichgesetzt und das ist gesellschaftlich nicht akzeptiert.

Damit will ich es mal für heute bewenden lassen. Der nächste Artikel kommt aber schon. Bleibt gespannt…

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