Baustelle
Schreibe einen Kommentar

Vom Sinn und Unsinn der energetischen Sanierung

aef8d056ff7a11e2852e22000ae90903_7

Letzte Woche kam eine sehr interessante Reportage im ZDF.

Ich habe mich neulich schon mit Prof. Dr. Harald Simons (privat) über das Thema unterhalten, er ist der Verfasser u.a. der Studie: „Energetische Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern – Energetischer Zustand, Sanierungsfortschritte und politische Instrumente“ und bin der Meinung, dass man das ganze ruhig noch etwas mehr verbreiten sollte (nicht, dass wir hier unendlich viele Leser hätten ;-))

Hier ist ein Auszug aus der Studie, die man hier komplett lesen kann:

„Energetische Sanierungen sind im Regelfall unwirtschaftlich in dem Sinne, dass die eingesparten Energiekosten nicht die Kosten der energetischen Sanierung decken. Dies zeigt bereits eine einfache Daumenrechnung: Der mittlere Energieverbrauch von nicht wesentlich modernisierten Ein- und Zweifamilienhäusern beträgt 167 kWh/(m²a) p.a. Bei Energiekosten von 0,08 €/kWh belaufen sich die Energiekosten vor Sanierung auf 13,36 €/(m²a). Unterstellt, durch eine energetische Sanierung ließen sich tatsächlich 60 % der Energie einsparen – ein ambitioniertes Einsparziel, das in der Realität nur selten erreicht wird – so sinken die Energiekosten um 8,01 €/(m²a). Innerhalb von 15 Jahren summieren sich die eingesparten Energiekosten entsprechend auf 120 €/m² und damit bei Weitem nicht auf die Sanierungskosten, die bereits bei einfachen Fällen zwischen 300 und 500 €/m² liegen. Selbst die Einbindung der energetischen Sanierung in eine ohnehin notwendige Sanierung führt nur bedingt in die Wirtschaftlichkeit.

Die Ursache der geringen Wirtschaftlichkeit – und die Ursache für die abweichenden Ergebnisse anderer Studien – liegt zum einen im bereits erreichten Energiestandard. Völlig unsanierte Gebäude mit einfach verglasten Fenstern und ungedämmten Dachgeschossen existieren praktisch nicht mehr. Zum anderen verbrauchen die Bewohner weit weniger Energie, als es die theoretischen DIN-Normen vorsehen. Gerade in nur wenig modernisierten Häusern werden Nebenräume nicht geheizt, das Schlafzimmer nur wenig, die Raumtemperatur abgesenkt, die Zimmer seltener gelüftet. Insbesondere bei den 60 % (!) der Einfamilienhäuser, die nur noch von einer oder zwei Personen bewohnt werden, werden die Kinderzimmer nur noch selten geheizt. Die theoretischen DIN-Normen zum Nutzerverhalten sind ähnlich unrealistisch wie die Normzyklen der Pkw-Hersteller, nur dass diesmal der tatsächliche Verbrauch von im Mittel kaum sanierter Häuser mit 167 kWh/(m²a) weit niedriger liegt als der theoretische Verbrauch. Der Energieausweis zeigt einen theoretischen Verbrauch von 400 kWh/(m²a) für ein unsaniertes Einfamilienhaus an.“

Hier gibts noch mehr zu dem Thema:

http://www.heuer-dialog.de/insight-4-2012-empirica-Studie-Sanierung

http://www.bausparkassen.de/index.php?id=84&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=410&cHash=73a2773db7b6af495973ebc095003f20

Gut, dass wir unseren gesunden Menschenverstand eingesetzt haben – wir haben die Außenwände nicht zusätzlich gedämmt, die dicken Porotonsteine reichen völlig, vor allem in Verbindung mit dem Altbau, der naturgemäß nicht gedämmt ist und auch nicht gedämmt wird… Wir haben uns für eine Heizungsanlage entschieden, die nicht auf Teufel-komm-raus nur auf alternative Energien setzt und damit auch gegen eine Wärmepumpe und ähnliches… ein Solarpannel für‘s Wasser kommt auf‘s Dach und der neue Kaminofen hat Wassertaschen… Nur um Missverständnisse zu vermeiden: natürlich hilft dämmen, Energie zu sparen, aber es muss auch wirtschaftlich sein… Da oft die Ausgangsbasis der Energiewerte nicht stimmt und von höheren Verbräuchen ausgegangen wird als tatsächlich anfallen, können nur geringere Einsparungen generiert werden. Bei uns liegen wir mit einem 110! Jahre alten Haus mit 2-fach-verglasten fenstern bei sehr geringen Wärmeverbrauchswerten für ein ungedämmtes altes Haus, wenn wir unseren Verbrauch der letzten Jahre konkret umrechnen. Wir sind uns sicher, dass Standard-Tabellen ganz andere Werte ergeben hätten. Damit hätte sich bei uns die doch stattliche Investition nie sinnvoll amortisiert. Und wir sind uns ziemlich sicher, dass das auch anderswo der Fall ist, wo Styropor an die Wand geklebt wird, weil „man das eben so macht“… Das Altbaudach wird später auch noch erneuert und gedämmt und dann stimmt das Gesamtpaket für uns… die 110 Jahre alte Backsteinfassade wird in keinem Fall von außen mit Styropor verklebt und verschandelt… never ever :)!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert